Weltweit geht die Biodiversität zurück. Für den Menschen ist sie jedoch unverzichtbar und muss dringend erhalten und geschützt werden.
Biodiversität umfasst die Artenvielfalt, die Vielfalt der Ökosysteme und die genetische Vielfalt. Sie unterstützt die Funktionen und Leistungen der Ökosysteme und macht diese belastbarer und widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen wie dem Klimawandel.
Die Biodiversität ist durch die Intensivierung der Landnutzung und Übernutzung der natürlichen Ressourcen weltweit bedroht. Es sterben jedes Jahr viele Arten (Pflanzen, Pilze, Tiere) aus. In den untersuchten Gebieten wird die Biodiversität durch Abholzung und Fragmentierung von Wäldern, Landdegradierung (erodierter Boden), hohem Wasserverbrauch, dem Einsatz von Pestiziden, Umweltverschmutzung, dem Einwandern von invasiven gebietsfremden Arten, abnehmenden Ökosystemleistungen, dem Klimawandel und dem demographischen Wandel negativ beeinflusst. Eine nachhaltige Landnutzung kann entscheidend zur Erhaltung und zum Schutz der Biodiversität beitragen.
Einige Biodiversitätsdaten aus den Verbundprojekten:
Afrika:
Nutzung von über 200 Arten als Arzneipflanzen für Menschen und Vieh auf dem Mahafaly-Plateau in SW-Madagaskar (SuLaMa).
Hohe Pflanzendiversität (bis zu 44 Arten / 100 m2) und viele Endemiten im Hochland von Angola; niedrigere Vielfalt im südlichen Teil des Okavango-Beckens und im Okavango-Delta (< 20 Arten / 100 m2) (TFO).
Asien:
113 wildwachsende Pflanzenarten in Reis-Agroökosystemen in Vietnam und in den Philippinen, unter anderem 60 seltene; 13 Bienengattungen und über 490 Pflanzen-Bestäuber-Interaktionen (LEGATO).
187 einheimische Baumarten in der Region des Vu Gia Thu Bon- Wassereinzugsgebietes in Vietnam; darunter viele für die Kultivierung geeignet und als Ersatz für exotische Arten (LUCCi).
30 - 50 Prozent weniger Wirbellose und Wirbeltiere in ausgewachsenen Kautschukplantagen im Vergleich zu Naturwäldern der chinesischen Provinz Yunnan; fast 500 Wildpflanzen als Heil- und Nahrungspflanzen von der Bevölkerung genutzt (SURUMER).
Die Vielfalt der wildwachsenden Pflanzenarten auf Äckern ist schon bei geringer Landnutzungsintensität sehr niedrig im Tjumener-Gebiet des Westsibirischen Getreidegürtels (Mittelwert: 9,8 ± 3,8 Arten / 100 m2) (SASCHA).
Europa:
Deutschland: Beweidung fördert die Artenvielfalt im Grünland. Mit Zunahme der Produktivität eines Habitats nimmt die Artenvielfalt ab (COMTESS).
Südamerika:
Neufunde bei der Herpetofauna: 3 bei Amphibien und 7 bei Reptilien in der Region des Itaparica-Stausees in Brasilien, von Bedeutung für die biologische Schädlingsbekämpfung. Bodenbewohnende Bromelien sind ein wichtiger Lebensraum, welcher durch Bodennutzung zerstört wird (INNOVATE).
Überall: Vielfalt der Landschaften und Lebensräume extrem wichtig. um die Artenvielfalt zu unterstützen! Mit den Untersuchungen konnten vorrangige Gebiete identifiziert werden, die aufgrund ihrer Artenvielfalt und Ökosystemleistungen unbedingt erhalten und geschützt werden müssen bzw. um Biodiversitätskorridore einzurichten.
Unter den untersuchten Ökosystemen (siehe Box) waren Regen-, Mangroven- und Mischwälder, Savannen und subtropische Wälder, Steppen, Flussauen, Moore und Küsten und die dort betriebenen Landnutzungssysteme. Viele dieser Ökosysteme liegen in Regionen mit einer sehr hohen Artendichte (Hotspots der Biodiversität) (Carbiocial, LUCCi, SuLaMa, SURUMER, TFO). Verschiedene Konventionen und Initiativen (beispielsweise CBD, IPBES) fordern seit langem das Eindämmen des Biodiversitätsverlustes. Trotzdem wurden bis jetzt die Aichi-Biodiversitätsziele zu wenig erreicht und es besteht weltweit immer noch Informations- und Handlungsbedarf. Die Forscher geben folgende Handlungsempfehlungen, um die Biodiversität langfristig in den Regionen zu sichern:
Biodiversität erhalten, wiederherstellen und schützen durch Verbesserung der strukturellen Vielfalt von Lebensräumen mit Totholz in Wäldern und Kies in Flüssen (SuMaRiO), agrarforstwirtschaftlichen Systemen (TFO), Ackerrandstreifen mit einheimischer Vegetation und blütenreichem Unterwuchs in Plantagen (LEGATO, SURUMER). Erhaltung endemischer und seltener Arten. Wiederherstellung degradierter Ökosysteme und gezieltes Brachlegen von Flächen. Erhaltung und Wiederherstellung von Wäldern, Grünland, Steppen, Mooren und anderen Feuchtgebieten (alle Projekte) zur Förderung der Ökosystemleistungen. Die Erhaltung der Biodiversität von Grünland (Wiesen und Weiden) kann beispielsweise durch extensive Viehhaltung gefördert werden. Eine hohe Agrobiodiversität bietet mehr Arten- und Sortenvielfalt bei Kulturpflanzen, fördert die Anpassung an den Klimawandel und schützt gegen Ernteausfälle (SuLaMa, SuMaRiO, SURUMER, TFO). Eine schonende Bearbeitung von Boden unterstützt die Artenvielfalt von Bodenmikroorganismen (TFO). Ein nachhaltiges Management von Wasser dämmt invasive gebietsfremde Arten ein (INNOVATE). Schutzgebiete spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität, sie sollten erhalten oder aufgebaut werden und durch Naturschutzregularien überwacht werden (SuLaMa). Die Landschaftszersplitterung ist zu vermeiden, die Schutzgebietsvernetzung durch Korridore (NATURA-2000-Prinzip) zu fördern (LEGATO, SURUMER, TFO). Sinnvolle finanzielle Anreize für Pflege, Erhalt und Schutz von Landschaften könnten diese Prozesse unterstützen (CC-LandstraD, LUCCi, SuLaMa).
Biodiversität beobachten mit der Einrichtung regionaler Langzeitbeobachtungssysteme (Monitoring) über die Projektphase hinaus (post-project sustainability), um Biodiversitätsänderungen zu erkennen (LEGATO, SuLaMa, TFO). Die Einbindung der lokalen Bevölkerung in Beobachtungen ist dafür erforderlich (Partizipation, Citizen Science).