Ökosystemleistungen

Für die Ökosystemleistungen muss ein gesteigertes Bewusstsein in der Gesellschaft sowie in Wirtschaft und Politik geschaffen werden.

Ingwergewächs Alpinia oxyphylla im Unterwuchs einer Kautschukplantage in China

Versorgungsleistungen der Natur sind Arzneipflanzen, wie das Ingwergewächs Alpinia oxyphylla im Unterwuchs von Kautschukplantagen in China (SURUMER)

Foto. Dr. Gerhard Langenberger

Als Ökosystemleistungen (Ecosystem Services oder ESS) werden Funktionen der Natur (Ökosystemfunktionen, ESF) bezeichnet, die dem Menschen direkt oder indirekt für sein Wohlergehen zu Gute kommen oder die für ihn sogar unverzichtbar sind. Es werden nach dem Millenium Ecosystem Assessment (MEA) folgende wechselseitig voneinander abhängige Ökosystemleistungen unterschieden: Basisleistungen (wie Bodenbildung, Primärproduktion, Lebensräume und Sauerstoffproduktion), Versorgungsleistungen (Nahrung, Futter, Rohstoffe, Arzneien, Frischwasser), Regulierungsleistungen (zum Beispiel Bestäubung, Luftreinhaltung, Abschwächung des Klimawandels) und kulturelle Leistungen (Erholung, Tourismus, Ästhetik, Kunst, Religion und Heimatgefühl). Die Ökosystemleistungen sind die Basis für eine funktionierende Landnutzung und die wirtschaftliche Wertschöpfung. Sie sind von den Ressourcen Boden, Wasser und Biodiversität abhängig.

In den Projektgebieten werden die Ökosystemleistungen durch intensive Landnutzung beansprucht und dadurch gefährdet (alle Projekte). Beispielsweise werden die Regulation des Klimas und die Bodenfruchtbarkeit durch Bodendegradierung und Zerstörung der Vegetation negativ beeinflusst (KULUNDA, SASCHA, TFO). Der Einsatz von Pestiziden und Mineraldüngern verschmutzt Boden und Wasser (LEGATO, SURUMER). In Gebieten mit Stauseen wirken sich Wasserstandsschwankungen negativ auf die Ökosystemleistungen aus (INNOVATE, LUCCi, SuMaRiO).

Neben dem Anbau von Kulturpflanzen (siehe Landnutzungssysteme), hat auch die Nutzung von Wildpflanzen eine große Bedeutung. Sie werden als Viehfutter, Bau- und Brennmaterial und Arznei genutzt (SuLaMa, SURUMER, TFO). Besonders lokale Waldprodukte und Wildtiere sind eine wichtige zusätzliche Nahrungsquelle bei Subsistenzwirtschaft und manchmal sogar Grundnahrungsmittel. Für manche ethnische Gruppen erfüllt die Natur kulturelle Zwecke (Geister, heilige Wälder, Pflanzen als Teil der Kultur) (SuLaMa). Viele Regionen werden zunehmend für den Tourismus entdeckt (COMTESS, LEGATO, LUCCi, SuLaMa, TFO).

Die Verbundprojekte haben die Wechselwirkungen und Rückkopplungseffekte (trade-offs) zwischen Landnutzungssystemen und Ökosystemleistungen beziehungsweise Ökosystemfunktionen untersucht und bewertet. Nachfolgend ihre Handlungsempfehlungen für eine Sicherung der Ökosystemleistungen:

  • Allgemeine Aspekte: Landwirtschafts-, Siedlungs- und Verkehrsflächen sollten nicht ausgeweitet werden (Carbiocial, CC-LandStraD, SASCHA, SuMaRiO, SURUMER, TFO). Die Funktionalität der Ökosysteme, aber auch der soziokulturellen Systeme, könnte durch Regelungen und Anreize gewährleistet werden, beispielsweise durch PES und REDD+ (LUCCi, SuLaMa). Monetäre sowie nicht-monetäre ESS-Bewertungen sollten in Managementplänen berücksichtigt werden.
  • Basisleistungen: Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume, da essentiell für die Primärproduktion, die Nährstoffkreisläufe, die Bodenbildung, als Sauerstofflieferant und als wichtige Grundlage für die weiteren ESS (CC-LandStraD, LEGATO, SASCHA, SuLaMa, SURUMER, TFO).
  • Versorgungsleistungen: Schutz und nachhaltige Nutzung der Wälder, da Nahrungsquelle für Mensch und Tier und als Quelle von genetischen Ressourcen, Arzneipflanzen und nachwachsenden Rohstoffen (SuLaMa, SURUMER, TFO). Jagd und Fischerei regulieren (INNOVATE, SuLaMa, TFO). Züchtung und in-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fördern und Wildsammlungen begrenzen. Agrobiodiversität schützen und wiederherstellen für die Klimaanpassung und die Resistenz gegen Krankheiten, vielfältige Kulturlandschaften statt Monokulturen. Neue Arten und Sorten züchten beziehungsweise angepasste verwenden, um die Ernährungssicherheit zu verbessern (SuLaMa, SURUMER, TFO) (siehe Nachhaltige Landnutzung).
  • Regulierungsleistungen: Bestäubung gewährleisten durch nachhaltige Schädlingsbekämpfung und Bestäuberschutz. Dafür Ecological Engineering anwenden, einer Methode für Design, Monitoring und Gestaltung von Ökosystemen (LEGATO). Kohlenstoffspeicherung optimieren (siehe Klimaschutz und Boden) und extreme Wetterereignisse abschwächen (siehe Klimaanpassung). Wälder für kühlere Temperaturen und Bäume als Schattenquelle für die Kulturen in Trockengebieten und als Barriere bei Stürmen schützen (siehe Klimaanpassung). Einsatz von Pestiziden und mineralischen Düngern vermeiden, um Bodenfruchtbarkeit, Wasserqualität, Gesundheit der Menschen und Biodiversität zu schützen (siehe Boden, Wasser, Biodiversität und Menschen). Aufrechterhaltung der Wasserkreisläufe und sauberes Wasser gewährleisten (siehe Wasser). Humus- und Nährstoffgehalt des Bodens durch Düngung mit organischen Materialien wieder erneuern (siehe Boden). Bodenerosion durch permanente Vegetationsdeckung vermindern.
  • Kulturelle Leistungen: Bewusstsein für Ökosystemleistungen und ihre Knappheit bei der lokalen Bevölkerung durch Kommunikation und Capacitiy Building aufbauen, aber auch indigenes Wissen und die kulturelle und spirituelle Bedeutung der Natur für einzelne Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. Einkommensmöglichkeiten durch Wertschätzung der Biodiversität ausweiten ((Öko-)Tourismus und lokale / regionale Handwerksprodukte) (COMTESS, LEGATO, LUCCi, SuLaMa, TFO).  

  • PES (Payment for ecosystem services) = Zahlungen für Ökosystemleistungen. Entschädigungszahlungen an Landbesitzer oder Landmanager für die Verbesserung und Aufrechterhaltung von Ökosystemleistungen (zum Beispiel für sauberes Wasser, Biodiversitätsschutz, Kohlenstoffbindung, Bodenregulierung), die andernfalls sich verringern würden oder gefährdet sind. Die PES sollen einen Anreiz schaffen, die Bewirtschaftungsweise umzustellen. Es können öffentliche Zahlungen an Landbesitzer, Markthandelssysteme sowie selbst organisierte private Geschäfte sein.
  • REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) = Mechanismus mit dem Ziel, Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern in Entwicklungsländern durch Waldschutzmaßnahmen zu verringern. Indigene Völker und andere waldabhängige Gemeinschaften werden in die nationale und internationale REDD+-Umsetzung einbezogen. Der Mechanismus ist im Rahmen der UNFCCC als Beitrag zum Klimaschutz entstanden.